Am 12. April wurde es bunt und fröhlich. Die CEVI Jungschar Samedan/Oberengadin lud zu einem verspielten Osteranlass ein – und verband das Ganze mit einem fast vergessenen Brauchtum: dem Eiertröölä.
Am Vormittag versammelten sich die jüngsten CEVI-Mitglieder – die «Fröschli» aus dem Kindergarten und der 1. Klasse – mit ihren Eltern, Pinseln und leuchtenden Augen zum Ostereier bemalen. Für die Kleinen war das vielleicht schon Highlight genug – doch auf die älteren Kinder wartete noch ein besonderes Abenteuer.
Die Eierrollbahn auf Muntarütsch wird gebaut
Die Grossen – ab der 2. Primarklasse – machten sich auf den Weg nach Muntarütsch, zum idealen Hang für ein besonderes Oster-Projekt: Dem Bau einer eigenen Eierrollbahn. Mit viel Ideenreichtum und Teamarbeit entstand eine richtige Osterrennstrecke. Vor dem gemeinsamen Zvieri wurde sie dann unter Applaus und jeder Menge rollender Eier eingeweiht.
Ziel des Spiels: Das eigene Osterei möglichst weit und möglichst heil den Hang hinunterrollen zu lassen. Und wenn es im Ziel noch ganz ist, wird es stolz «getutuscht», das heisst, ihm wird ein kleiner Stoss gegen ein anderes Ei versetzt. So wird getestet, welches Ei die härtere Schale hat.
Fast vergessenes Brauchtum: Das «Eiertröölä»
Was heuer als Spiel der CEVI-Kinder für Freude sorgt, hat in Graubünden eine lange – und fast vergessene – Geschichte. Früher war das Eiertröölä ein fester Bestandteil des Osterbrauchtums. Damals rollte oder warf man Ostereier ganze Abhänge hinunter. Es gewann, wessen Ei am weitesten rollte, am wenigsten brach oder gar, am allerbesten, ein anderes Ei traf.
Dazu bauten Kinder und Jugendliche eigens lange Tunnel und Gräben für das Eierrollen. Besonders mutige Burschen warfen ihre Eier über Bäume oder Felsvorsprünge. Mit einer ganzen Menge Spass – ähnlich wie am 12. April am CEVI-Treffen.
Ein verrückter Trick kam damals auch zum Einsatz: Manche legten die Eier zuvor in Ameisenhaufen, in der Hoffnung, dass die Säure der Insekten die Schale härten würde. Ob das wirklich half, bleibt offen. Sicher ist: Es hinterliess ein ganz spezielles Muster in der Schale. Die CEVI Jungschar verzichtet heute allerdings lieber darauf, Ameisen zu ärgern.
Das Eiertrööla fast verschwunden
Auch wenn das Eiertröölä einst ein lebendiger, fröhlicher Brauch in vielen Teilen der Schweiz, vom Puschlav bis zur Romandie und besonders in Graubünden war, heute ist er weitgehend verschwunden.
Umso schöner, dass die CEVI Jungschar Samedan diese Tradition mit ihrem Anlass neu belebt hat. Und wer dieses Jahr das Glück hatte, an dem österlichen CEVI-Eierspektakel dabei zu sein, weiss: Manchmal braucht es nur ein bemaltes Ei, einen Hang und ein paar leuchtende Kinderaugen – und schon wird eine uralte Geschichte wieder lebendig.