Am Sonntag, 24. November 2024 hat Samedan die Gemeindebehörden für die kommenden vier Jahre gewählt. Bis die Resultate dieser Wahl bekannt gegeben werden konnten, wurde im Hintergrund viele Stunden gearbeitet. Ein Blick hinter die Kulissen.
Es ist Freitagmorgen, der 22. November 2024. Das Wahlbüro kommt zum ersten Mal zusammen. Für diese Abstimmungen und die Gemeindewahlen ist es etwas grösser, als wenn «nur» Abstimmungen stattfinden. Zu sechst sitzen wir also im Gemeindevorstandszimmer im Gemeindehaus und werden von Gemeindeschreiber Claudio Prevost eingeführt. Wobei, eine Einführung brauche nur ich, die anderen Mitglieder des Wahlbüros sind zum Teil langjährige Mitarbeiter der Gemeinde und alte Hasen, wenn es um die Auszählung von Abstimmungs- und Wahlergebnissen geht. Und doch tut eine kurze Erklärung gut, Gemeindewahlen finden bekanntlich nur alle vier Jahre statt.
Auf dem Tisch sind bereits mehrere Kartonschachteln parat. Vier für die eidgenössischen Abstimmungen, jeweils eine für die Wahl von Gemeindepräsident, Gemeindevorstand und Geschäftsprüfungskommission. Und eine trägt ein Fragezeichen für alle Wahlzettel, welche unklar sind und weiterer Abklärungen bedürfen.
Für das Auszählen gilt das VierAugen-Prinzip
Zunächst werden alle Stimmzettel sortiert. Es ist ruhig im Raum, alle arbeiten nach System, konzentriert und strukturiert. Zu hören ist nur der Brieföffner, das Auseinanderreissen von Stimmzetteln und das Rascheln von Papier. Sobald alle Wahlzettel sortiert sind, gehts ans Auszählen. Dafür werden Zweierteams gebildet. Eines sortiert die eidgenössichen Wahlzettel nach ja, nein, ungültig, leer, eines zählt die Stimmen für die Gemeindepräsidenten- und GPK-Wahl und eines die Stimmen für die Gemeindevorstandswahl. Jedes Team zieht sich dabei in einen anderen Raum zurück, damit die Konzentration nicht von anderen Geräuschen gestört wird. Und Konzentration braucht es. Die Stimmen werden nämlich mit «Strichli-Listen» gezählt und ein Strich bei einem falschen Kandidaten wäre natürlich schlecht.
Kurz vor Mittag ist es dann geschafft, die gut 700 bereits eingegangenen Wahlzettel sind sortiert und die Stimmen zugewiesen. Eine weitere Stunde wird am späteren Nachmittag gearbeitet.
Weiter gehts am Samstagabend und am Sonntag an der Urne
Am Samstagabend trifft sich das unterdessen verkleinerte Wahlbüro erneut. Zu viert sortieren wir die Wahlzettel der gut 100 Couverts, welche im Laufe des Tages noch eingegangen sind. Danach werden die Wahlzettel der eidgenössischen Vorlagen erstmals ausgezählt. Nicht von Hand, sondern mit einer Zählmaschine.
Am Sonntag steht die Urne im Gemeindehaus bereit. Bilder, wie in anderen Ländern, entstehen hier jedoch nicht. Es finden nur noch wenige Personen den Weg an die Wahlurne und doch ist der Akt, die Wahlzettel in die Urne zu werfen, irgendwie feierlich. Um halb elf dann wird die Türe geschlossen, die Wahlurne geleert und die letzten Stimmen sortiert und gezählt.
Dann fehlt nur noch Administration und Kommunikation
Sobald alles ausgezählt und von mehreren Personen gegenkontrolliert wurde, werden die Ergebnisse eingetragen. Die Abstimmungsergebnisse der eidgenössischen Vorlagen werden über ein Programm dem Kanton Graubünden übermittelt. Für die Gemeindewahlen wird zunächst gerechnet: wie viele Stimmzettel sind eingegangen, wie viele leer, wie viele ungültig, wie viele zugunsten von wem? Und dann noch das absolute Mehr sowie die Stimmbeteiligung, welche mit knapp 40% tief war, jedoch damit zu erklären ist, dass nur so viele Kandidierende antraten, wie Sitze zu vergeben waren. Sobald alles erledigt ist, werden die Ergebnisse ausgedruckt und kommuniziert.
Während der Gemeindeschreiber allen Gewählten per Telefon das Ergebnis mitteilt, verschickt die Kommunikationsverantwortliche die Ergebnisse an die Medien und publiziert sie auf den Gemeindekanälen, sprich der Gemeindehomepage, auf www.padella.ch sowie auf Social Media. Und natürlich werden die Ergebnisse auch in den Schaukasten ausgehängt, wo sie interessiert studiert werden.
Die Abstimmungszettel des Bundes übrigens werden am Montag nach der Abstimmung an die Standeskanzlei nach Chur geschickt, um dort im Falle eines Rekurses nachgezählt werden zu können. Die Stimmzettel der Gemeindewahl landen aus demselben Grund ebenfalls nicht im Altpapier, sondern für sechs Monate im Safe.