Für Silvano Manzoni, Andrea Parolini und Gian Sutter geht die Zeit im Samedner Gemeindevorstand am 31. Dezember 2024 zu Ende. Nach 12 Jahren im Amt haben sie ihre Amtszeitbegrenzung erreicht.
Eure Amtszeit geht Ende Jahr nach 12 Jahren zu Ende – welche Gefühle löst das in euch aus?
Andrea Parolini: Das ist richtig und das wussten wir auch. Wir haben 12 Jahre lang für die Gemeinde gearbeitet und jetzt ist das fertig. Und das ist gut so.
Gian Sutter: Ehrlicherweise gibt es nicht den guten Moment um zu gehen. Man muss immer Projekte zurücklassen. Vor vier Jahren hab ich lange studiert, ob ich nochmal vier Jahre machen soll oder nicht. Aber als ich mich dafür entschieden hatte, wusste ich auch, danach ist es vorbei. Es ist wie bei der Pensionierung – diese kommt, ob man will oder nicht.
Silvano Manzoni: Ehrlicherweise muss man auch sagen, dass 12 Jahre genug sind. Sonst wird man zu einem sogenannten «Sesselkleber».
Gian Sutter: Das ist auch gut, wenn neue Leute mit neuen Ideen kommen. Klar, wenn man lange dabei ist, weiss man viel und hat viele Kontakte. Auf der anderen Seite ist die Ausgangslage sehr gut: drei Vorstände bleiben, drei kommen neu dazu. Und dann muss man sich auch sagen: andere können das auch.
Während eurer Amtszeit war ein Thema dominant: die Finanzen. Samedan hatte Schulden von 56 Millionen Franken, als ihr euer Amt angetreten habt – der Finanzhaushalt musste saniert werden.
Gian Sutter: Wir haben unsere Amtszeit im Januar 2013 begonnen, während unseres ersten Jahres haben wir an einem Sanierungsprojekt für unsere Gemeindefinanzen gearbeitet, im Dezember mussten wir mit dem Vorschlag einer Steuererhöhung um 20% auf 95% in die Gemeindeversammlung gehen. Nun aufzuhören und zu wissen, dass wir unseren Job gemacht haben, ist ein gutes Gefühl.
Andrea Parolini: Während der ersten vier Jahre hingen die Finanzen wie ein Damoklesschwert über uns. Oft mussten wir sagen: «Wir haben das Geld nicht», das war nicht immer einfach. Während der zweiten vier Jahre durften wir mutiger sein und das eine oder andere Projekt realisieren und nun sind die Diskussionen ganz anders. Zum Glück.
Silvano Manzoni: Nun müssen wir nur aufpassen, um nicht zurückzufallen und die Finanzen zusammenzuhalten. Aber das wird die Aufgabe unserer Nachfolger sein. Und am Ende muss man sagen: wir haben nur die Vorschläge gemacht und die Sanierung der Finanzen geplant, realisiert hat das ganze die Gemeinde, das waren nicht nur wir.
Gian Sutter: Wir mussten diszipliniert sein und die gewünschten Projekte aus eigener Tasche finanzieren. Unser Kredo war daher immer das Mögliche zu machen, aber nur, was nötig ist, keine Luxuslösungen – und das Resultat sieht man jetzt.
Auch viele Veränderungen auf Regionsebene haben euch während eurer Amtszeit beschäftigt…
Gian Sutter: Ja, die Region wurde neu organisiert nachdem die Revision des Raumplanungsgesetzes in Kraft getreten ist. Der Kreisrat wurde aufgehoben und die Region Maloja wurde geschaffen mit der Präsidentenkonferenz.
Andrea Parolini: Beim Tourismus hatten wir verschiedene Änderungen mit der Destination und ihrer Reorganisation. Und dann haben wir verschiedene Richtpläne ausgearbeitet für Trails, Langlauf oder Familien.
Silvano Manzoni: Und dann waren auch verschiedene neue Gesetze zu implementieren oder neu zu machen, wie das Zweitwohnungsgesetz oder das Baugesetz der Gemeinde.
Wenn wir zurückschauen, welches der Projekte aus eurem Departement bleibt euch speziell in Erinnerung?
Silvano Manzoni: Vielleicht die Transformation von Cho d’Punt mit der Realisierung der Porta Samedan. Oder die Sanierung der Leitungen und Strasse durchs Dorf.
Andrea Parolini: Bei mir sind es die verschiedenen Richtpläne, die wir regional ausgearbeitet haben oder auch die neue Strategie für unseren lokalen Tourismus, die wir erst kürzlich im Vorstand präsentieren konnten.
Gian Sutter: Bei mir sind es Sanierungen von Infrastrukturen, von Wegen, Mauern, Wasserprojekten oder Hütten.
Welches Thema hat für die grössten Diskussionen gesorgt?
Andrea Parolini: Ein grosses Thema war die Umstrukturierung des Elektrizitätswerks. Das war ein Thema, das für sehr intensive Diskussionen gesorgt hatte.
Gian Sutter: Am Nikolausmarkt hatten wir intensivste Diskussionen und dabei das Gefühl bekommen, dass das Thema von der Gemeindeversammlung verworfen werden könnte. Darum haben wir beschlossen, eine Krisensitzung einzuberufen und in dieser, das Geschäft zurückzuziehen. Wir hatten gemerkt, dass es noch nicht reif ist. Bis heute bin ich überzeugt, dass dies die richtige Entscheidung war. Danach hatten wir Zeit, die ganze Geschichte nochmals zu überdenken und mit einer anderen Variante vors Volk zu gehen, welche dann angenommen wurde.
Wie habt ihr die Diskussionen im Vorstand erlebt?
Silvano Manzoni: Wir hatten immer Diskussionen. Aber am Schluss muss man sich entscheiden – ja oder nein und dann ist man einmal bei den Gewinnern und einmal bei den Verlierern. Mit der Zeit bekommt man eine dicke Haut.
Gian Sutter: Ich würde sagen, dass es bei den meisten Entscheiden 60-40 ist. Danach rauszugehen, und Entscheide zu vertreten, wo man dagegen war, ist nicht immer einfach. Aber es gehört zu unserem politischen System und ist auch richtig so. Und klar, am Anfang hatten wir schwierigere Entscheide zu treffen: Steuern erhöhen, vieles streichen, das war schwierig. Mit den Jahren wurde es einfacher.
Und jetzt – wie schaut ihr in eure Zukunft ohne dieses politische Amt?
Andrea Parolini: Jetzt nehm ich’s pachific!
Silvano Manzoni: Jetzt muss ich mir nicht mehr viele Sorgen machen… ich nehme es Schritt für Schritt.
Gian Sutter: Bei mir bleiben einige Aufgaben in der Landwirtschaft und ich bleibe in einer Kommission. Die eine oder andere Anfrage habe ich auch bereits erhalten, aber ich bin nicht auf der Suche nach neuen Aufgaben. Und Angst, in ein Loch zu fallen, hab ich auch nicht.