Inside Samedan

Was es bedeutet, eine Zentrumsgemeinde zu sein

Samedan nimmt innerhalb des Oberengadins die wichtige Rolle einer Zentrumsgemeinde ein. Doch was bedeutet das genau? Welche Verantwortung trägt eine Gemeinde, die als regionales Zentrum fungiert? Und wie trägt das zur Attraktivität des täglichen Lebens der Bevölkerung, der Gäste und der gesamten Region bei?


Samedan ist eine Zentrumsgemeinde und unterscheidet sich von rein touristisch geprägten Gemeinden. Denn in dieser Rolle stellt die Gemeinde grundlegende Dienstleistungen und Infrastrukturen für die gesamte Region bereit und dient auch als Standort für Wirtschaft und kantonale Behörden.

So befinden sich auf Samedner Gebiet zahlreiche Infrastrukturen, die über die Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung weit hinausgehen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Engadin Airport, der für die gesamte Region von Bedeutung ist. Oder das regionale Spital und das Alterszentrum, die mit ihrem Angebot auch die Versorgung der umliegenden Gemeinden sicherstellen.

Daneben spielen auch Bildungs-, Verkehrs-, Verwaltungs- und Wirtschaftsangebote eine Rolle, um als Zentrumsgemeinde zu fungieren. Sie machen Samedan zu einem zentralen Dreh- und Angelpunkt im Oberengadin.

Bildungsangebot von überregionaler Bedeutung

Samedan bietet ein umfassendes Bildungsangebot, das vom Kindergarten über die Volksschule mit Real- und Sekundarschule bis zu den weiterführenden Bildungsstufen reicht. Dazu gehört auch die Academia Engiadina, die neben der Mittelschule auch das Berufsvorbereitungsjahr und die Höhere Fachschule für Tourismus und Management anbietet.

Ergänzt wird das Angebot durch weitere Bildungsstätten wie Berufs- und Kaufmännische Schule, das Informatikzentrum oder auch durch das betreute Wohnangebot des Lehrlingshauses.

Diese modernen Bildungseinrichtungen ziehen sowohl Lernende als auch Lehrende aus dem gesamten Oberengadin, häufig der ganzen Schweiz, an. Sie machen Samedan gerade für Familien zu einem attraktiven Wohnort und bieten zukunftsweisende Arbeits- und Weiterentwicklungsbedingungen für Lehrpersonen.

Wirtschaftszentrum und regionaler Arbeitsstandort

Im kantonalen und regionalen Richtplan wird die Gemeinde als regionaler Arbeitsstandort ausgewiesen. So ist Samedan auch ein bedeutendes Wirtschaftszentrum in der Region. Besonders in der gut erschlossenen Gewerbezone Cho d’Punt haben sich viele kleine und mittlere Unternehmen angesiedelt, die das wirtschaftliche Rückgrat des gesamten Oberengadins bilden.

Diese Unternehmen schaffen Arbeitsplätze in traditionellen und modernen Branchen und sorgen für eine saisonunabhängige Stabilität, die nicht ausschliesslich vom Tourismus abhängt.

Die Gemeinde ist zudem Standort des RhB-Depots und Güterumschlagzentrums, was die Bedeutung im Bereich Logistik und Transport unterstreicht und die Rolle als Verkehrsknotenpunkt stärkt.

Hohe Erreichbarkeit und Verkehrsknotenpunkt

Die wirtschaftliche Bedeutung von Samedan wird auch von seiner Verkehrsanbindung getragen – und das nicht nur dank des höchstgelegenen Flugplatzes in Europa. Eine gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr mit der Rhätischen Bahn und besonders dem Engadin Bus sowie das hervorragend ausgebaute Strassennetz machen die Gemeinde zu einem strategisch wichtigen Verkehrsknotenpunkt im Oberengadin.

Diese zentrale Lage bringt es wohl mit sich, dass hier auch zahlreiche kantonale Ämter untergebracht sind wie das Strassenverkehrsamt, das Bezirkstiefbauamt, das kantonale Schätzungsamt, das Untersuchungsrichteramt und viele andere mehr.

Die Herausforderungen einer Zentrumsgemeinde

Doch natürlich bringt die Schlüsselrolle auch Herausforderungen mit sich.

Die Gemeinde trägt eine hohe Verantwortung und muss sicherstellen, dass die Infrastruktur für die vielen Versorgungsbetriebe und Einrichtungen ideal ausgebaut ist. Das bedeutet, Strassen-, Wasser- und Stromversorgung sowie die Abfallentsorgung müssen zuverlässig funktionieren. Denn fallen sie aus, kann es für die gesamte Region zu erheblichen Einschränkungen kommen.

So muss beispielsweise auch bei starkem Schneefall gewährleistet sein, dass alle wichtigen Verkehrsrouten passierbar bleiben, damit der Flughafen, das Spital und andere zentrale Einrichtungen jederzeit erreichbar sind.

Gleiches gilt für die vielen «Blaulichtorganisationen» und kantonalen Behörden, die in Samedan ansässig sind: So müssen die kantonale Polizei, das Tiefbauamt, die Rettung Oberengadin, der Pflegedienst Spitex oder auch die Post – um nur einige zu nennen – die Verkehrswege zu jeder Zeit und bei jedem Wetter befahren können.

Diese sogenannten «Zentrumslasten» – wie etwa die Erhaltung des Strassennetzes, die Unterstützung öffentlicher Einrichtungen und der Winterdienst – sind dabei Kostenfaktoren, die eine Zentrumsgemeinde zu tragen hat. Damit bringt die verantwortungsvolle Rolle ihrer Bevölkerung und der ganzen Region viele Vorteile, bedeutet für die Gemeinde aber auch einen erhöhten finanziellen Aufwand.

Und die Lebensqualität?

Doch wie lebt es sich eigentlich in einer hochalpinen Zentrumsgemeinde? Offenbar richtig gut! So wurde Samedan laut einer aktuellen Studie der Handelszeitung unter die Top 100 der attraktivsten Gemeinden der Schweiz gewählt – auf Platz 85 von über 1‘000.

Mehr dazu gibt es hier.

Fragt man die Bevölkerung wird auch schnell klar: Die Lebensqualität ist dank der exzellent ausgebauten Infrastruktur in Kombination mit dem dörflichen Charme und intakter Natur tatsächlich hoch. Es gibt reichlich Einkaufsmöglichkeiten, kurze Wege zu wichtigen Dienstleistungen, nahe Arbeitsplätze, ein breites Kulturangebot und modern ausgebaute Freizeit- und Sportinfrastrukturen – vom Golfplatz bis zum Sportzentrum Promulins.

Doch vor allem die starke Gemeinschaft – nicht zuletzt wegen der Vielzahl engagierter Ortsvereine und der Pflege lokaler Bräuche – tragen zu einem herzlich verbundenen und aktiven Gemeindeleben bei.

Den Beitrag in Romanischer Sprache findet ihr hier.