Reportage Stories

Eismeister im Interview: «Wir übernachten abwechselnd im Büro beim Natureisaufbau»

Roger Brenner baut seit 10 Jahren die Eisplätzer der Promulins Arena auf

Roger Brenner im Interview über seinen Job als Eismeister, schlaflose Nächte und den Aufbau von rund 6‘000 Quadratmeter Natureisplatz in der Promulins Arena.

Was macht ein Eismeister eigentlich im Sommer?

Der Eismeister hat Ferien (lacht). Doch für die drei Platz- und Hallenwarte gibt’s auch im Sommer genug zu tun. Wir pflegen den Fussballrasen, machen Reparaturen, reinigen die Hallen und Sanitäranlagen, versiegeln die Böden neu und mehr. Doch natürlich ist der Winter mit dem Eisaufbau, dem täglichen Eisunterhalt und den vielen Menschen eine besonders intensive Zeit…

Wolltest du schon immer Eismeister werden?

Eigentlich nicht, ich habe als Kaminfeger und Dachdecker begonnen und im Sanitärbereich gearbeitet. Für die Promulins Arena bin ich nun 10 Jahre verantwortlich und früher war ich vier Jahre Eismeister in Zuoz. Diese Erfahrung braucht’s aber auch!

Denn ist das Kunsteis einmal fertig, muss ich auch wissen, wie sich das Wetter verhält und wie ich die Kühlanlage bediene. Hinzu kommt, dass beide Eisflächen jeden Tag mit der Maschine geglättet werden müssen.

Das Natureis, welches eigentlich ein Fussballfeld ist, entsteht anders als das Kunsteisfeld. Wie?

Fürs Natureis brauchen wir vor allem Schnee, Kälte, Wasser, viel Erfahrung und noch mehr Geduld. Wenn der Schnee von oben kommt, haben wir Glück, dann verteilt er sich gleichmässig über den Platz. Wenn es aber kalt bleibt und kein Schnee fällt, müssen wir nachhelfen…

Mit der Beschneiungsanlage?

Genau. Nur baut die Schneekanone Haufen auf, wenn man sie an einem Fleck stehenlässt. Einer von uns muss also die Nacht über hierbleiben, um sie alle zwei bis drei Stunden zu versetzen. Wir schlafen dann abwechselnd im Büro, denn das geht oft einige Nächte und es lohnt sich nicht, jeweils für einige Stunden nach Hause zu fahren.

Der Schnee 
sollte danach auch völlig glatt sein zum Eismachen. Wenn er natürlich fällt, 
glätten wir ihn mit der Schneewalze. 

Ansonsten hilft die Gemeinde mit der Pistenraupe aus.

Und jetzt beginnt die eigentliche Eisproduktion?

Richtig. Mit einem Feuerwehrschlauch spritzen wir mehrere Stunden lang Schicht für Schicht Wasser auf den Schnee. Wir wechseln uns ab, denn bei extremer Kälte ist es eine echte Herausforderung. Dann dauert es noch einige Tage, bis die Eisschicht dick genug ist, um die Maschinen zu tragen, mit denen wir den Schnee zur Seite räumen.

Und die Linien müssen ja auch noch ins Eis…

Oh ja, und das ist, wie beim Kunsteis, Präzisionsarbeit! Nur mit dem Unterschied, dass auf Natureis die Linien aus Stoffbahnen gelegt und die Ringe ins Eis eingeritzt und mit Farbe gefüllt werden…

Wie lange dauert der Aufbau vom Natureisplatz?

Das ist sehr sehr verschieden und hängt ganz von den Temperaturen ab. In guten Jahren schaffen wir die 6‘000 Quadratmeter in zwei, drei Wochen. Aber letztes Jahr war es so warm, dass wir fast zwei Monate gebraucht 
haben.

 Was ist denn das Schönste an der Arbeit als Eismeister?

Wenn’s auf dem Eis richtig viele Leute hat, die Hockey und Curling spielen oder Eisstock schiessen! Ich stelle mir dann einfach vor, dass sie gerade einen traumhaften 
Winter auf dem Eis erleben und der ganze Aufwand ist
 vergessen.

Ihr möchtet noch wissen, in welchem beeindruckenden Prozess der Kunsteisplatz entsteht? Das könnt ihr hier nachlesen:
Eismeister am Werk – Was es alles braucht, damit der Kunsteisplatz entstehen kann

Der Natureisplatz vorher und nachher: Vom Fussballplatz zum Eisstock-, Curling- und Eislaufparadies. Doch es steckt viel Arbeit für die drei Promulins-Eismeister darin, die 6000-Quadratmeter-Fläche aufzubauen und zu unterhalten.