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Alterszentrum Promulins: über 60 Umzüge in zwei Wochen

Gabriela Busslinger, Zentrumsleiterin und Projektverantwortliche

Gabriela Busslinger ist Zentrumsleiterin und Projektverantwortliche für die Umzüge im Alters- und Pflegezentrum Promulins und Du Lac. In einem informativen
Interview gibt sie Einblick in die komplexe Planung und die logistischen und emotionalen Herausforderungen bei dieser Riesenaufgabe.

Der Umzug des Alterszentrum Promulins ist ein Mammutprojekt. Können Sie die einzelnen Phasen erläutern?

Gabriela Busslinger: Ja, natürlich. Der gesamte Umzug besteht aus vier Hauptphasen: Zuerst ziehen wir im Juli vom Altbau Promulins in den Neubau um. Danach folgen interne Umzüge im Altbau. Als nächstes steht ein Umzug ins Altersheim Du Lac an im November und schliesslich die vollständige Räumung des Altbaus. Alle Phasen greifen eng ineinander und sind mit erheblichen logistischen und personellen Herausforderungen verbunden. Nach der Umbauphase des Altbaus, voraussichtlich im 2026, werden dann noch Büros und weitere Räume bezogen.

Warum gibt es Umzüge innerhalb des Altbaus, der soll doch saniert werden?

Ja, im 2025. Doch zunächst müssen wir uns im Altbau verkleinern, damit die Bewohnerinnen und Bewohner sicher betreut und die Teams ressourcenorientiert arbeiten können. Alle Personen, die ins Du Lac ziehen, werden in den folgenden Monaten grösstenteils von Pflegepersonal betreuet, das gemeinsam mit ihnen ins Alterszentrum Du Lac wechselt. Um dies alles zu gewährleiten, müssen Einige innerhalb des Altbaus die Zimmer wechseln.

In den ersten Phasen ziehen etwa 70 Personen praktisch zeitgleich um? Das ist enorm. Was ist dabei die grösste Herausforderung?

 Ja, fast alle Bewohnenden wechseln ihr Zimmer oder das Gebäude. Bei der Durchführung dieser ganzen Umzüge müssen wir vor allem berücksichtigen, dass es sich um Menschen in einem vulnerablen Lebensabschnitt handelt, die rund um die Uhr Betreuung benötigen. Neben all der logistischen und personellen Planung ist also vor allem viel Sensibilität gefragt. Wir geben uns deshalb die grösste Mühe, dass sich alle Bewohnenden nur jeweils auf ihren persönlichen Umzug konzentrieren können, während wir den ganzen Rest für sie regeln.

Wie ist die Stimmung unter den Bewohnenden mit Blick auf die vielen anstehenden Veränderungen?

Etwas wehmütig. Beim Rundgang auf den Stationen wirkt jetzt noch alles normal, eben Alltag. Doch sobald wir über den anstehenden Umzug sprechen, wühlt es viele der Bewohnenden ziemlich auf. Einige freuen sich auf ihr neues Zimmer und den frischen Wind, andere möchten am liebsten gar nicht umziehen, was leider nicht möglich ist. Natürlich ist uns auch klar, dass ein Umzug auch immer mit Stress verbunden ist.

Wie gehen Sie mit der erhöhten Belastung der Betroffenen um?

Wir stellen so gut wie möglich sicher, dass jede Bewohnerin und jeder Bewohner in dieser längeren Phase der Instabilität ausreichend emotionalen Beistand erhält und sich niemand vernachlässigt fühlt. Dafür ist uns wichtig, dass das Pflege- und Betreuungspersonal sich auf seine Kernkompetenzen konzentrieren kann und nicht durch Umzugsaufgaben zusätzlich belastet wird. Deshalb haben wir von Anfang an ein externes Umzugsunternehmen eingesetzt. Unser Personal weiss genau, dass seine primäre Aufgabe die Betreuung der Bewohner ist, und diese klare Priorität schätzt es sehr.

Gab es weitere Massnahmen, die zur emotionalen Entlastung beigetragen haben?

Ja, wir haben die Bewohnerinnen und Bewohner im Vorfeld so weit wie möglich in die Entscheidungsprozesse miteinbezogen. So durften sie beispielsweise selbst wählen, an welchem Standort sie zukünftig leben möchten – ob im Alterszentrum Du Lac in St. Moritz oder im Promulins in Samedan. Soweit es platztechnisch und fachlich möglich war, haben wir diese Wünsche berücksichtigt und werden es auch weiterhin tun.

Dieses Vorgehen hat den Betroffenen und ihren Angehörigen Vertrauen gegeben und ihnen einige ihrer grössten Sorgen genommen.

Ein hoher Betreuungsbedarf an mehreren Standorten – was bedeutet das für das Pflegepersonal?

Die Mitarbeitenden waren und sind in der ganzen Situation fast am stärksten betroffen – auch emotional. Es gibt sehr viele Veränderungen: neue Teamkonstellationen, Teamkulturen, Arbeitsschritte und Räumlichkeiten. Niemand weiss, wie schnell die Eingewöhnung ablaufen wird. Sie bekommen neue Menschen zur Betreuung zugewiesen und arbeiten in neuen Stationen. Einerseits freuen sie sich auf all das Neue, andererseits ist auch Verunsicherung spürbar.

Zumal die Bauphase ja noch länger anhalten wird…

Die gesamte Bauphase wird sicher noch bis 2026 andauern. Wir werden also noch eine ganze Weile mit Provisorien leben müssen, was unserem Personal einiges an 
Flexibilität abverlangen wird. Transparenz ist hier sehr wichtig und wir diskutieren dies innerhalb des Kaders und der Teams.

Da treffen eine Menge ethischer Fragen auf eine 
Riesenlogistik. Wie konnten Sie das alles managen?

Wir haben darauf geachtet, sowohl jedes Detail als auch das Ganze im Auge zu behalten, klare Ansprechpartner und Rollen für jede Aufgabe zu definieren und durch ständige Briefings voneinander zu 
lernen. Es ist und bleibt eine sehr komplexe Herausforderung mit etlichen Beteiligten und Schnittstellen innerhalb des Betriebs.

Und dann haben wir das Glück, mit PIZ3 einen erfahrenen Umzugspartner an unserer Seite zu haben, der uns mit Know-how und Material unterstützt. Das erleichtert vieles und gibt uns als Organisatoren Sicherheit. Wir sitzen laufend zusammen, mit Terminen, Excel-Listen und Vorbereitungen für die Infoveranstaltungen.

Und was sagen die Angehörigen zu dem Umzugsstress?

Von den Angehörigen haben wir immer wieder positives Feedback für die transparente Kommunikation der geplanten Schritte bekommen. Das hat Ängste reduziert und ihnen das Gefühl gegeben, dass ihre Liebsten in guten Händen sind.

Vielen Dank für das Interview, Gabriela Busslinger.

Hintergrund zu den Alterszentren Promulins und Du Lac

Die drei Gemeinden St.Moritz, Silvaplana und Sils erstellen am Standort Du Lac in St.Moritz ein Pflegeheim mit 60 Pflegeplätzen sowie Alterswohnungen mit Service-Leistungen. Die acht Unterlieger-Gemeinden realisieren am Standort Promulins durch einen Um- und Neubau ein Pflegeheim mit ebenfalls 60 Betten. Die Betriebsführung der Alterszentren Promulins und Du Lac wurde der Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin (SGO) mittels einer Leistungsvereinbarung übertragen. Diese gilt ab 1. Januar 2024 und ersetzt den Leistungsauftrag vom Jahr 2017. Sie wurde von der Gemeindeversammlung am 7. Dezember 2023 genehmigt.

Über 60 Umzüge im Zeitraum vom 1. Juli bis 14. Juli 2024
120 geplante Zimmer für die beiden Standorte Promulins und Du Lac, jeweils 60 pro Haus

Neuanfang für das Ehepaar Brogt

Wie erlebt das Ehepaar Brogt den grossen Umzug? Ein Bericht über die Gedanken und Gefühle eines Ehepaars, das im Alterszentrum Promulins lebt und kurz vor dem grossen Umzug steht. Zum 2-teiligen Beitrag (Klick)

Einige Impressionen vom Baufortschritt im Alterszentrum Promulins (Stand: Juli 2024)

Über die Autorin

Liwia Weible

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